Interview mit Jule Stannek

Wie kam es dazu, dass du auf einem Motorrad „durch Dreck“ fährst?
Mein Vater fährt selbst Motocross, aber eigentlich war es nie geplant, dass auch ich irgendwann auf einer Maschine sitze. Doch nachdem ich früher fast jedes zweite Wochenende zur Zeitnahme auf den Strecken unterwegs war, stand fest: Ich will das auch! Gesagt, getan bekam ich ein Motorrad, doch aufgrund der Selbstständigkeit meines Vaters war nicht viel Zeit, um mit mir zu fahren. Irgendwann nahm mich ein Vereinsmitglied mit und letztlich wuchs dies zu einer Partnerschaft.
Was begeistert Dich am Motocross-Sport?
Für mich ist dieser Sport nicht einfach nur ein Hobby, sondern ein Lebensstil. Ich meine, es muss einem schon gefallen fast jedes Wochenende im tiefsten Wald unterwegs zu sein, wo es oftmals nicht einmal Handyempfang gibt :D Außerdem natürlich der Adrenalin-Kick, wenn das Gatter fällt. Ich liebe es jedoch genauso, solange zu trainieren bis ich beispielsweise eine Kurve nahezu perfekt nehme.
Was ist dein Lieblingsrennen, auf das Du Dich schon im Vorfeld freust?
An sich freue ich mich auf jedes Rennen, denn ich würde selten an den Start gehen, wenn ich keine Lust habe. Am meisten aber auf die, die ausnahmsweise mal auf einen Samstag fallen, damit ich mich am Sonntag auf die neue Studienwoche vorbereiten kann.
Welche Fähigkeit muss ein Motocrossfahrer haben?
Ich denke Durchsetzungsvermögen spielt eine große Rolle, denn man muss auch mal die Ellenbogen ausfahren können. Ansonsten finde ich Konstanz und selbstständiges Denken, damit man nicht unbedingt die gleichen Spuren wie seine Konkurrenten fährt, sehr wichtig. Zudem sollte man seine eigenen Ziele immer vor Augen haben!
Wie sieht Deine Vorbereitung auf die Rennen aus?
Eine spezielle Vorbereitung auf die Rennen habe ich nicht. Ich versuche im Vorfeld genug zu schlafen und kein Muskelkater zu haben. Direkt vor dem Start bin ich am Liebsten für mich allein und höre Musik.
Welche Protektoren trägst Du?
Ich trage den Nackenschutz von Ortema, ein Brustpanzer speziell für Frauen von Leatt und Knieorthesen von POD. Mit dem Schutz bin ich sehr zufrieden und fühle mich sicher! (*Werbung, da Markennennung)
Hast Du einen Ernährungsplan?
Einen festen Plan habe ich nicht. Ich lebe grundsätzlich unter dem Motto, dass ich meinem Körper nichts wegnehme, auf was er Appetit hat. Trotzdem versuche ich mich gesund zu ernähren und frisch zu kochen, sodass ich weder zu viel noch zu wenig Kalorien zu mir nehme.
Welche Sportarten wirken unterstützend fürs Motocross?
Ich persönlich fahre jeden Tag ca. 15km Fahrrad und gehe außerhalb der Saison 3 und innerhalb der Saison 2mal ins Fitnessstudio. Dabei stemme ich nicht unnötig Gewichte, sondern trainiere viel funktionell und mit eigenem Körpergewicht. Die anderen Tage der Woche versuche ich ein paar Workouts daheim zu machen.
Wie finanzierst du deinen Sport?
Derzeit bin ich Studentin und habe kein weiteres Einkommen, weswegen es schwierig ist den Sport komplett allein zu finanzieren. Um den Rest zu bewältigen unterstützen mich meine Familie, mein Freund und mein Team Bluebird Racing.
Auf was bist du besonders stolz?
Besonders stolz bin ich erst einmal darauf, dass ich mich noch nie ernsthaft verletzt habe. Fahrerisch bin ich wahnsinnig zufrieden mit meinem Tagespodium dieses Jahr beim MSC Parmen und natürlich mit meinem dritten Platz in der Gesamtwertung der Landesmeisterschaft Berlin/Brandenburg. Insgesamt bin ich froh tolle Leute hinter meinem Rücken zu haben und möchte an dieser Stelle ein großes Dankeschön aussprechen!
Welche Ziele hast du dir für die nächste Saison gesetzt?
Zunächst möchte ich nach den vielen ups and downs in dieser Saison wieder an mentaler Stärke gewinnen. Dazu möchte ich neben der Beendigung meines Studiums so viel Rennen wie möglich fahren und vielleicht sogar fleißig auf Punktejagd gehen.