Interview mit Jürgen Neumann
Gib uns einen kleinen Einblick in die Welt des Autorallye, worum geht es bei diesem Sport?
Es ist ein Wettrennen gegen die Uhr, wobei der schnellste gewinnt. Gefahren wird auf allen Untergründen wie zum Beispiel Asphalt, Schotter und Schnee und das bei allen Wetterbedingungen und zu jeder Tages- und Nachtzeit. Es sitzt ein Copilot mit im Auto der einem die Kurven vorher ansagt. Gefahren wird dann meist eine Start-/Zielprüfung, das heißt, man fährt von A nach B, und das möglichst schnell, also anders als die Rundstreckenfahrer, die immer nur im Kreis fahren. Außerdem kann man die Strecke nicht vorher üben.
Was begeistert Dich an diesem Sport?
Nachts mit 170 Km/h durch den Wald ballern, kann man schwer beschreiben, muss man erlebt haben. Es ist eine Mischung aus Adrenalin, Können und Vertrauen in den Copiloten.
Wie bist du zu diesem Sport gekommen und mit welchem Auto bist du am Anfang gefahren?
Ich bin erst Online-Rallyes am Computer gefahren und habe dann mit einem anderen Online-Kumpel beschlossen, mit einem BMW E30 318is im realen Leben selbst zu fahren.
Welche Erinnerungen hast du an die ersten Erlebnisse mit dem Motorsport und wie hat sich Ihre Begeisterung für diesen Sport seitdem entwickelt?
Ich liebe einfach alles was fährt, vom Trial-Bike über Motocross, Autocross bis hin zum Rallyefahren ist alles Mögliche dabei. Meine erste Rallye war schon ein voller Erfolg, dort sind wir gleich im Mittelfeld gelandet. Bei meiner zweiten Rallye konnten wir dann schon Platz 2 verbuchen. Wenn man erstmal merkt, dass man vorn bei der Musik dabei ist, dann will man natürlich auch eine Rallye gewinnen, das hat dann aber doch etwas länger gedauert. Im Grunde ist jede Rallye ein ganz eigenes Abenteuer, auf dem extrem viel passiert.
Was macht für dich die Faszination und den besonderen Reiz generell am Motorsport und speziell am Hobby Autorallye aus und was waren bislang deine ganz persönlichen Highlights, die dir der Sport beschert hat?
Rallyefahren ist schwer zu beschreiben. Manchmal muss man die Arschbacken zusammenkneifen und braucht echt Eier. Nachts, auf einer Schotterstraße, die nur so breit wie das Auto ist, mit 170 langzudonnern, ist mehr eine mentale Frage als fahrerisches Können. Was mich auch besonders anmacht ist das Zusammenspiel von Fahrer und Copilot, denn nur wenn wir uns bedingungslos vertrauen, können wir schnelle Zeiten fahren. Aber das allergeilste am Sport ist es, quer durch die Kurven zu driften, auch wenn das nicht immer die schnellste Linie ist.
Wie sieht Deine Vorbereitung auf die Rennen aus?
Oh, ich bereite mich sehr akribisch vor. Die normale Ausfallquote bei einer Rallye liegt so bei 25 bis 50 Prozent. Wir sind erst drei Mal in 30 Rallyes ausgefallen, das ist ein sehr guter Wert. Erreichen konnten wir das nur, weil wir auch präventiv Teile am Auto tauschen und nicht erst, wenn ein Schaden entstanden ist. Mental kann man sich nur schwer auf eine Rallye vorbereiten und sowas wie Training gibt es auch nicht.
Auf was bist du besonders stolz?
Dass mir Ralf Schumacher den Pokal für den Vizemeister-Titel der ADAC Meisterschaft überreicht hat, auf meine ersten Plätze, dass wir im zweiten Rallye-Jahr schon 3. im Schottercup wurden und das wir 2017 nach einem verpatzten Saisonende noch Brandenburg Meister wurden, ach da gibt es so vieles.
Welche Tipps hast du für Menschen, die gern mit dem Hobby beginnen würden? Wie und wann steigt man da am besten ein, welche Voraussetzungen sind wichtig und worauf sollte man achten?
Die technischen Voraussetzungen sind enorm hoch, so kostet ein kleines Rallyeauto mindestens 10.000 Euro. Dazu kommt noch die ganze Ausrüstung, wie Helm, Anzug und so weiter. Einem Anfänger würde ich raten, sich ein Auto und die Klamotten zu mieten und erstmal reinzuschnuppern. Außer eines Führerscheins braucht es dann noch einen Copiloten. Weil das Thema aber sehr umfangreich ist, kommt man nicht drum herum, sich einen Aktiven aus der Region zu suchen und diesen Löcher in den Bauch zu fragen.