DEKRA Info Oktober 2024
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‚Out-of-position'
Bei Unfall drohen schwere, im schlimmsten Fall sogar tödliche Verletzungen
Wer im Auto die Füße aufs Armaturenbrett legt, die Rücksitzlehne zu flach einstellt oder sich während der Fahrt in den Fußraum vorbeugt, riskiert bei einem Unfall schwer verletzt oder gar getötet zu werden“, warnt Biomechanik-Experte Andreas Schäuble aus der DEKRA Unfallforschung.
Nehmen Personen eine „out-of-position-Haltung“ ein, kann sie der Sicherheitsgurt bei einem Aufprall nicht oder nur eingeschränkt zurückhalten. „Ein effektiver Schutz im Fall des Falles ist nur bei einer korrekten aufrechten Sitzposition gegeben.“
Beim lässigen Hochstellen der Füße auf‘s Armaturenbrett oder bei einer zu flach eingestellten Sitzlehne zum Beispiel besteht die Gefahr von ‚Submarining‘. Befinden sich die Beine zum Zeitpunkt eines Frontalaufpralls auf dem Armaturenbrett und der Airbag löst aus, werden die Beine des Mitfahrenden innerhalb von Sekundenbruchteilen nach hinten gerissen. Gleichzeitig kann das Becken unter dem Sicherheitsgurt durchrutschen, so dass der Gurt nicht mehr optimal schützen kann. Im schlimmsten Fall drohen dabei tödliche Verletzungen.
„Der Sicherheitsgurt ist noch immer einer der wichtigsten Lebensretter im Auto, ungeachtet der wachsenden Zahl an Sicherheitssystemen wie Airbags, Schleuderschutz ESP und weiteren Assistenten“, sagt Schäuble. Nur noch etwa 2 Prozent der Fahrenden im Pkw verzichten heute darauf, den Gurt anzulegen - aber 20 Prozent der tödlich Verunglückten waren nicht angeschnallt. „Gibt es einen überzeugenderen Beweis für die lebensrettende Wirkung des Gurtes?“, fragt der Unfallforscher.
“Allerdings kann der Sicherheitsgurt nur dann optimal schützen, wenn er richtig angelegt wird und die Personen richtig sitzen. Das ist auch bei niedrigen Geschwindigkeiten, etwa im Stadtverkehr wichtig, bei denen der Airbag noch nicht auslöst. Daher empfiehlt der Biomechaniker, auf folgende Punkte zu achten:
Der Gurt sollte so eingestellt sein, dass dieser mittig über die Schulter verläuft. Er sollte weder den Hals berühren. noch seitlich am Arm vorbeiführen oder gar unter den Achseln liegen, sonst ist die Schutzwirkung stark eingeschränkt. Außerdem darf er nicht über harte Gegenstände in der Kleidung führen, wie etwa das Smartphone oder den Schlüsselbund. Wichtig auch, dass er schon zu Beginn der Fahrt straff am Körper anliegt. Die Person muss aufrecht sitzen, wobei die Oberkante der Kopfstütze etwa auf Höhe des Scheitels liegen sollte.
Vorsicht Glatteis
In kühlen Waldgebieten, auf Brücken und Hochflächen kann früher Glätte auftreten.
In der Übergangszeit kann es auf einzelnen Streckenabschnitten schon gefährlich glatt werden, selbst wenn die Durchschnittstemperaturen sich noch in der Plus-Zone bewegen, warnen die Unfallsachverständigen von DEKRA. Vor allem in Waldgebieten, auf Brücken, Hochflächen und der Sonne abgewandten Hängen kann es früher zu Straßenglätte kommen. Die Temperaturen können hier punktuell tiefer fallen. Insbesondere in den kühlen Morgenstunden gilt es, die Fahrweise anzupassen.
„Zu den typischen Stellen, an denen man leicht von den ersten Glatteis-Vorboten überrascht wird, gehören Brücken, weil sie an der Unterseite häufig von Kaltluft angeströmt werden“, erläutert Stefanie Ritter aus der DEKRA Unfallforschung. Auf Hochebenen kann ein kalter Wind die Temperaturen drücken, in Senken stauen sich kalte Luftpolster. Vorsicht geboten ist auch in Waldgebieten oder an Nordhängen, die auch tagsüber kaum direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. „Überall hier herrschen Bedingungen, die Tau, Regen oder feuchtes Laub gefrieren lassen und die Fahrbahn in eine Rutschbahn verwandeln können“, so Ritter.
Auf herbstlichen Straßen ist aus Sicht der Unfallforschung grundsätzlich eine defensive und vorausschauende Fahrweise gefragt. „Lassen Sie sich nicht überrumpeln! Fahren Sie bei sinkenden Außentemperaturen besonders vorsichtig, mit angepasster Geschwindigkeit und lassen Sie sich nicht ablenken“, empfiehlt die Unfallexpertin.
Außerdem sollte man die entsprechenden Warnzeichen und Hinweise beachten. Das Gefahrzeichen „Schnee und Eisglätte“, auf dem ein Schneeflockensymbol abgebildet ist, wird an Streckenabschnitten aufgestellt, an denen häufig Glatteis auftritt und eine vorsichtige Fahrweise angeraten ist. Hilfe kommt auch von technischer Seite: Moderne Fahrzeuge überwachen kontinuierlich die Außentemperatur und warnen die Fahrenden durch optische und akustische Hinweise, wenn die Temperatur beispielsweise unter plus vier Grad Celsius fällt.
Wenn es doch einmal passiert und das Fahrzeug ins Rutschen gerät, empfiehlt es sich, das schlingernde Fahrzeug mit Auskuppeln, gefühlvollem Gegenlenken und notfalls mit einer Vollbremsung „einzufangen“. Bei modernen, mit ABS und ESP ausgestatteten Autos sollte man dabei nicht zaghaft sein, sondern kräftig auf die Bremse treten, um die volle Bremsleistung zu erzielen. Am besten übt man so etwas bei einem Fahrsicherheitstraining.
Beim Reifenwechsel ist Know-how gefragt
Mit dem schlichten Austauschen der Räder ist es oft nicht getan.
Von O bis O, von Oktober bis Ostern, so die eingängige Regel, gehören wintertaugliche Reifen ans Fahrzeug. Den Umstieg auf die Winterbereifung erledigt etwa jeder vierte Autofahrende in Eigenregie, wie aus Umfragen hervorgeht. „Wer beim Reifenwechsel selbst Hand anlegt, braucht dafür unbedingt das passende Werkzeug, eine geeignete Location und das nötige Know-how“, sagt Christian Koch, Reifen-Sachverständiger bei DEKRA. „Mit dem schlichten Austauschen der Räder ist es oft nicht getan.“
Vor der Montage ist es essenziell, die Reifen auf Auffälligkeiten zu überprüfen. Liegt einseitiger Abrieb vor? Ist das Profil rissig? Haben Flanke oder Profilzone im letzten Winter Schäden davongetragen? Gibt es bei Beulen, Risse oder eingefahrene Fremdkörper? „Schauen Sie genau hin, damit Sie keine Schäden übersehen. Diese können im Laufe der Zeit zum Komplettausfall des Reifens führen oder gar einen Unfall verursachen. Die Haltung ‚passt scho‘ ist nicht ohne Risiko“, warnt Koch.
„Auffälligkeiten an den Reifen, wie zum Beispiel ein ungleichmäßiger Verschleiß, können auch ein Hinweis sein, dass am Fahrwerk etwas nicht stimmt. „Jeder sollte sich ehrlich fragen, ob er solche Dinge richtig einschätzen kann. Im Zweifel ist man auf der sicheren Seite, wenn man einen Fachbetrieb zu Rate zieht, selbst wenn es etwas teurer wird“, meint der Experte. Auch ob ein Reifen mit einem eingefahrenen Nagel repariert werden kann, könne in der Regel nur ein Reifenfachmann beurteilen.
Koch warnt auch davor, bei der Selbstmontage am Equipment zu sparen. Für den Räderwechsel sei es unerlässlich, einen stabilen Wagenheber zu verwenden. Solide Stützböcke und Unterlegkeile sichern das Fahrzeug vor Wegrollen oder Abrutschen. „Ein instabiles Fahrzeug kann leicht zu Gefahr für den Selbstwechsler werden“, so Koch.
Nicht vergessen werden dürfe, beim Radwechsel die Auflageflächen des Rades an den Naben zu reinigen und die Radschrauben von Rostansätzen zu befreien. Wichtig auch: die Radschrauben mit dem vom Fahrzeughersteller vorgegebenen Drehmoment festziehen und dies nach 50 bis 70 Kilometern kontrollieren. Da die Reifen während der Lagerung Fülldruck verlieren, muss auch auf jeden Fall der Reifendruck nach Betriebsanleitung bei kalten Reifen angepasst werden.
Ein Lichtcheck bringt Sicherheit
Jeder vierte Pkw mit Mängeln an der Beleuchtung unterwegs.
In den dunklen Monaten des Jahres muss für Autofahrer in punkto Beleuchtung und Sicht alles stimmen, um selbst bei schlechten Sichtverhältnissen kein Risiko einzugehen. DEKRA Unfallanalytiker Thomas Gut nennt die wichtigsten Punkte, die Fahrende beachten sollten, damit sie selbst bei Nebel, Regen oder Schneefall sicher unterwegs sind.
- Abblendlicht. Schalten Sie auch tagsüber generell das Abblendlicht ein. Das Fahrzeug ist damit für andere früher und deutlicher zu erkennen. Wird die Sicht durch Nebel, Regen oder Schneefall erheblich behindert, ist Abblendlicht grundsätzlich vorgeschrieben. Nicht zulässig ist dagegen, mit Standlicht oder Tagfahrlicht zu fahren.
- Licht-Check. Checken Sie zum Herbstanfang die Beleuchtung Ihres Fahrzeuges. Wie wichtig das ist, zeigt jedes Jahr der bundesweite Licht-Test des Kfz-Gewerbes. Im Jahr 2023 hatte mehr als jeder vierte Pkw Mängel an der Beleuchtung (27,4 Prozent). Spitzenreiter waren defekte, zu hoch oder zu niedrig eingestellte Frontscheinwerfer sowie defekte Rücklichter. Prüfen Sie auch, ob die Wischerblätter noch einwandfrei funktionieren.
- Reinigen. Halten Sie die Windschutzscheibe innen und außen sauber. Verschmutzungen können die Sicht stark beeinträchtigen und zu irritierenden Blendeffekten führen. Auch Schweinwerfer und Rückleuchten brauchen regelmäßig eine Reinigung. Laut StVO dürfen Beleuchtungseinrichtungen nicht verschmutzt sein.
- Sichtweite. Passen Sie Ihre Geschwindigkeit der Sichtweite an, denn Fahrzeuge müssen innerhalb der überschaubaren Strecke anhalten können. Bei 50 km/h entspricht das rund 28 Meter. Auch mehr Abstand erhöht die Sicherheit bei schlechter Sicht. Blenden Sie rechtzeitig ab, wenn sich Gegenverkehr nähert. Sonst wird die Fahrt für die Entgegenkommenden zum Blindflug.
- Nebel. Nur wenn die Sicht durch Nebel, Schnellfall oder Regen erheblich eingeschränkt wird, dürfen die Nebelscheinwerfer eingeschaltet sein. Der Einsatz der Nebelschlussleuchten ist nur dann erlaubt, wenn durch Nebel die Sichtweite weniger als 50 Meter beträgt. Dann darf auch höchstens 50 km/h gefahren werden. DEKRA Experte Gut warnt davor, sich bei Nebel an den Vordermann anzuhängen und sich zu schnellerer Fahrweise verleiten zu lassen. Dies führe immer wieder zu Massenunfällen.
Fotos und Texte: DEKRA e.V.